Was ist Case Management?

Der Kompetenzverbund orientiert sich an der Case Management Definition der Deutschen Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC) aus dem Jahr 2012:

„Case Management ist eine Verfahrensweise in Humandiensten und ihrer Organisation zu dem Zweck, bedarfsentsprechend im Einzelfall eine nötige Unterstützung, Behandlung, Begleitung, Förderung und Versorgung von Menschen angemessen zu bewerkstelligen. Der Handlungsansatz ist zugleich ein Programm, nach dem Leistungsprozesse in einem System der Versorgung und in einzelnen Bereichen des Sozial- und Gesundheitswesens effektiv und effizient gesteuert werden können.“

Weshalb Case Management?

Das Sozial- und Gesundheitswesen ist durch zahlreiche Schnittstellen stark belastet. Studien ergaben, dass nicht selten Fehl-, Über- oder Unterversorgungen entstehen können. Menschen, die als Kunden, Patienten, Klienten etc. auftreten, haben mit vielen verschiedenen Fachpersonen zu tun, die unterschiedliche Berufsausbildungen, Interessen oder Sichtweisen haben und obendrein aus unterschiedlichen Quellen finanziert werden. Zugänge zu individuell benötigten Leistungen sind oftmals schwer zu überblicken. Genau hier setzt das Verfahren des Care und Case Managements an: Es ist für Personen gedacht, die meist über mehrere Problemlagen verfügen und die aus eigener Kraft nicht die Hilfe und Unterstützung besorgen können, die sie benötigen.

An wen richtet sich Case Management?

Zielgruppen von Care und Case Management können beispielsweise allein lebende, mehrfacherkrankte, pflegebedürftige, Langzeitarbeitslose, suchterkrankte Personen, Migranten oder Versicherte mit spezifischen Problemlagen sein. Das Case Management rückt die individuelle Versorgungslage in den Mittelpunkt. Es erkennt Versorgungslücken, sorgt für eine Kontinuität von Unterstützung, Pflege oder Therapie und organisiert die Hilfen effektiv und effizient.

Wer wendet Case Management an?

Das Fallmanagement wird z.B. von Jobcentern angewandt um Kunden mit Multiproblemlagen besser betreuen zu können. Mit einem Entlassmanagement wird heute in Krankenhäusern und Kliniken die Entlassung und Überführung in eine nachstationäre Betreuung oder Behandlung von Patienten organisiert. Durch das Bundesteilhabegesetz (BTHG) ergeben sich neue Herausforderungen in der Rehabilitation für Menschen mit besonderen Handicaps, die auch ein umfassendes Fallmanagement erfordern. Unterstützungsmanagement kommt auch in der Jugendhilfe und verschiedenen Arbeitsbereichen der Sozialarbeit zum Einsatz. Neben verschiedenen Humandienstleistern nutzen auch Sachversicherer Case Management um Schadensgroßereignisse abzuwickeln.
Überall wo es um komplexe Fallkonstellationen geht, kann Case Management sinnvoll zum Einsatz kommen. Dies sind insbesondere Dienste der Arbeitsmarktintegration und Beschäftigungsförderung, im Gesundheitssystem und der Pflege (z.B. durch Patientenlotsen), der Migrationsarbeit und Einrichtungen der Rehabilitation und Integration.

Ablauf von Case Management

Case Management folgt einem logisch aufeinander aufbauenden Ablaufschema mit dem Ziel, die gesamte Versorgung eines Falles bedarfsgerecht und qualitativ hochwertig sowie ökonomisch durchzuführen. Außerdem ist Fallmanagement ein Steuerungsinstrument, um die jeweils benötigten Leistungen und Unterstützungen effektiv und effizient anbieten zu können.

Die einzelnen Phasen dieses Verfahrensablaufs können folgendermaßen bezeichnet werden:

  1. Intake (Kontaktaufnahme)
  2. Assessment (Situationsklärung, Fallverstehen)
  3. Service Planing (Zielvereinbarung)
  4. Intervention (Umsetzung, Durchführung)
  5. Monitoring (Erfolgskontrolle)
  6. Evaluation (Abschluss)

Es geht dabei um „einen systemischen, ressourcenorientierten, stärkenorientierten, lösungsorientierten, motivationsfördernden Case Management“-Ansatz (DGCC-Webseite), der insbesondere auch individuelle und nicht-professionelle Unterstützungen einbezieht.
Dem Fallmanagement liegt ein Mehrebenen-Ansatz zugrunde. Es findet statt auf der Fallebene und der sog. Systemebene. Gerade hierdurch unterscheidet es sich von der herkömmlichen Einzelfallarbeit (Case work). Somit ist Case Management ein steuerungsorientierter Ansatz, der insbesondere auch die Netzwerkarbeit fokussiert.

Case Management orientiert sich am Umfeld und den Ressourcen der zu unterstützenden Person, es vernetzt planvoll Akteure in der Region und sorgt für eine stabile Zusammenarbeit. Damit Hilfen organisiert werden können, sind detaillierte Kenntnisse von (über-) regionalen Angeboten der Versorgung, verschiedener Trägern sowie den relevanten Finanzierungsmöglichkeiten notwendig.